Weinen

Ich möchte weinen und traue mich nicht. Versuche mich abzulenken, rede über Abfall, der beseitigt werden muss; was noch alles zu machen ist, bis wir morgen ins Krankenhaus fahren – zur ersten OP unseres Sohnes.

Ich denke, stark sein zu müssen. Jetzt habe ich doch noch keinen Grund zu weinen. Jetzt darf ich doch noch nicht schwächeln. Die wirklich „schlimme“ Zeit kommt doch erst noch.

Ich spüre, dass ich neben der Angst um meinen Sohn, neber der Angst, dass er Schmerzen haben wird, dass mit ihm etwas passieren wird, was ihn durcheinander bringt, dass er neu lernen muss zu trinken – etwas so überlebenswichtiges etc., dass neben diesen Ängsten weitere Ängste in mir arbeiten. Ängste von früher, die wieder hoch kommen, die durch diese Situation getriggert werden. Wir haben alle unsere Muster, unsere Vergangenheit. Aber mein Sohn ist nicht dazu da, Dinge von früher zu kompensieren, dafür herzuhalten, dass er mit seinem Verhalten dafür sorgen muss, dass es mir gut geht. Es strengt an, dies kognitiv reflektieren zu können, die Gefühle dennoch da sind.

Auch mein Partner ist angespannt. Möchte mich in den Arm nehmen. Ich kann es nicht zulassen. Ich würde weinen und will es doch nicht. Wann ist der Zeitpunkt zum Weinen? Gibt es ihn? Werde ich weinen, wenn er gekommen ist oder doch wieder einen Grund für mich finden, es nicht zu tun – die Gefühle zu verdrängen.

Ich habe Angst sie zuzulassen und dadurch nicht mehr für meinen Sohn dasein zu können.

 

 

Ein Gedanke zu “Weinen

  1. Nach meiner, nicht professionellen, Meinung, solltest du deinen Gefühlen umgehend frei lassen. Vielleicht fällt somit die Anspannung… Doch viel wichtiger, du gehst deinem Partner nicht aus dem Weg. Teil es mit ihm.

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